Berufliche Weiterbildung.
Da geht noch was im Job.

Wendepunkte im Job und die vielen Fragen die sich auftun

Im Job kommen wir immer wieder an Wendepunkte. Dabei stellen sich verschiedene Fragen nach der eigenen Karriere. Und mit diesem Begriff geht es schon los.

  • Karriere? Ich? Nein, Karriere machen Manager, ich doch nicht…
  • Lohnt sich das noch?
  • Im gleichen Beruf oder mal was ganz anderes?
  • Eigentlich wollte ich was anderes?


Anschließend oder fast gleichzeitig kommen die Kopf-Schranken, die so oder so ähnlich lauten:

  •  …ne, das geht doch nicht?
  • Ich weiß gar nicht genau, was ich machen will
  • Ich würde ja gern, aber das kann ich nicht, das geht doch nicht
  • Was sagt die Familie?
  • Wie soll ich das bezahlen?
  • Die Kinder, Eltern brauchen mich…

Beide Listen ließen sich über mehr als eine DIN A 4 Seite füllen. Dröseln wir das systematisch auf und schauen uns die Definition an.

Karriere horizontal und vertikal

Meist verbinden wir mit dem Begriff »Karriere« den beruflichen Aufstieg. Doch was bedeutet »Aufstieg«? Meist ist damit eine »höhere« Position im Unternehmen gemeint. Höher im Sinn der Hierarchie. Das kann vieles bedeuten. Zum Beispiel ein Plus an

  • Einkommen
  • Verantwortung
  • Aufgaben
  • Flexibilität
  • Kreativität, Freiraum, Entscheidungsspielraum
  • Kompetenzen


Hier sprechen wir von der vertikalen Karriere – immer weiter nach oben. Hier werden fachliche und persönliche Kompetenzen erweitert. Beides ist zwingend notwendig.

Daneben gibt es die horizontale Karriere. Man spricht auch von der Fachkarriere. Einfach ausgedrückt, nicht jede:r muss »nach oben«. Dabei bleibt jede:r in seinem Arbeitsgebiet und erweitert dort seine fachlichen Kompetenzen. Das ist übrigens eine gute Möglichkeit dem »Peter-Prinzip« vorzubeugen. Infokasten 1


Betrachten wir Karriere neutral, ist es einfach der berufliche Werdegang.



Peter Prinzip

Eine These von Laurence J. Peter.

Zusammen mit Raymond Hull zu einem Buch zusammengefasst.
In einfachen Worten bedeutet es, dass man bis zur Unfähigkeit befördert wird. Die These besagt: Dass in jeder Hierarchie Beschäftigte bei Beförderungen irgendwann an Positionen ankommen, auf denen sie inkompetent sind. Dazu beschreiben die beiden die Modelle der »geräuschlosen Sublimierung« und der »seitlichen Arabeske«. Bei der geräuschlosen Sublimierung werden Beschäftigte befördert, obwohl vorher schon bekannt ist, dass die Fähigkeiten nicht ausreichen (Unfähigkeit bekannt).Das Ganze soll Symbolcharakter an das Team haben; „Jede:r kann befördert werden“ – es soll einen Anreiz schaffen und die Hierarchie stabilisieren. In der seitlichen Arabeske werden Titel oder Abteilungen ohne Kompetenzen geschaffen, die es vorher nicht gab. Eine Möglichkeit „unkompetente“ Mitarbeiter:innen „auszulagern“. Das tote Gleis. All das möchte niemand, in der Realität geschieht dies tatsächlich öfter als gedacht. [Quelle: Wikipedia]

Ausbildung. Weiterbildung. Fortbildung.
3 Begriffe und die Unterschiede

Im Alltag werden die Begriffe oft vermischt. Kurz gesagt:
Ausbildung:
nach dem Schulabschluss die berufliche Erstausbildung oder akademische Ausbildung (Studium). Strenggenommen zählt als Ausbildung die Erstausbildung im dualen System. Also die Berufsausbildung mit Lernort im Betrieb und Berufsschule. Gerahmt wird die Ausbildung durch eine Ausbildungsordnung und einem Rahmenlehrplan.

Weiterbildung:
Hier sind alle Lehrangebote und Bildungsangebote gemeint, die der individuellen Wissenserweiterung und Kompetenzerweiterung dienen. Es geht hier um persönliche Ziele. Weiterbildungen gibt es in Präsenz, Online, berufsbegleitend oder in Vollzeit.

Fortbildung:
Hier geht es um die berufliche Fortbildung. Seminare, Tageskurse, Wochenend-Kurse, um das Wissen auf den aktuellen Stand zu bringen oder spezifisch zu erweitern.

Es gibt Fortbildungen, die der höheren Bildung zugeordnet werden. Diese sind im Berufsbildungsgesetz geregelt. Es gibt einheitliche Fortbildungsordnungen. Gemeint sind hier Abschlüsse wie zum Beispiel Fachwirt:in oder Industriemeister:in. Hier geht es um das berufliche Fortkommen, meist eine vertikale Karriereplanung.

Und nun?
Wie bekomme ich Klarheit?

»Und geht es immer ums Geld?«

Zunächst gilt es einige Fragen für sich zu beantworten.
WAS will ich?
Längst steht die Karriere bei vielen nicht mehr Mittelpunkt.
Die Arbeit ist für den Unterhalt und die finanzielle Absicherung da. Und dass die Karriere nicht im Mittelpunkt steht, ist kein Widerspruch, sich damit zu beschäftigen.
Denn was heißt denn schon Karriere?
Mit einigen Definitionen haben wir uns schon beschäftigt. Ich finde noch viel spannender, die eigene Definition zu finden. Und dabei ein besonderes Auge auf die horizontale Karriere zu machen. Die verspricht einem mehr Kompetenz, ein Plus auf dem Konto oder auf dem Lebenszeitkonto. Wer sagt, dass es dabei immer um mehr Geld gehen muss? Vielleicht zahlt der Arbeitgeber dafür den horizontalen Karriereweg. Vielleicht kommt am Ende eine bezahlbare 3-oder-4-Tage dabei heraus. Aus der Erfahrung meiner Karrieresprechstunden habe ich oft erlebt, dass sich die Parteien um 100 oder 200 Euro streiten oder Mitarbeiter:innen den Job wechseln, weil sie 100 Euro Gehaltserhöhung nicht bekommen haben. Natürlich ist das viel Geld und vielleicht ist es auch der entscheidende 100 Euroschein, bzw. das, was davon übrig bleibt nach Abzug der Steuer. Es lohnt sich, ein Blick auf andere Aspekte zu legen:

  • Was macht mich zufrieden?
    Hier hilft es, sich zu überlegen, was das Herz höherschlagen lässt. Wann vergeht die Zeit wie im Fluge? Wann gehen mir Arbeiten sehr leicht von der Hand? Und ganz wichtig: Worin bin ich gut? Es ist wichtig, sich auf seine Stärken zu konzentrieren, nicht zu sehr auf vermeintliche Defizite.
  • Wieviel Geld brauche ich wirklich?
    Hier das Beispiel einer Klientin, die monatlich viel Geld für Ihre Gesundheit investiert hat, weil sie ansonsten nicht arbeitsfähig gewesen wäre. Sie hat ihre Arbeit zu einer 3-Tage-Woche verändert, was weniger Gehalt bedeutet. Und sie sagt heute, dass sie gar nicht viel weniger Geld hat. Wie kommt das? Sie braucht einfach weniger. Etliche Ausgaben konnte sie deutlich reduzieren, zum Beispiel für ihre Gesundheit sogar um fast 80%. Und sie ist insgesamt glücklicher und ausgeglichener, weil andere Dinge wieder mehr Platz bekommen haben und gerade deswegen haben sich ihre Gesundheitskosten reduziert. Ein spannender Gedanke. Dazu ist es nötig, einmal »out-of-the-box« zu denken. Alte Muster loslassen – das ist ein Weg, der nicht von heute auf morgen spontan zu gehen ist – das ist klar.  
  • Öko-Check. Wer ist von meinen Entscheidungen betroffen, im Sinne von: Wie kann ich meinen Weg gehen und wie mein Umfeld „mitnehmen“? Hier heißt es mitunter auch: Stark machen für den eigenen Weg, sich im Klaren sein, dass Veränderungen nicht immer willkommen geheißen werden. Das kann ich vorbereiten.


Antrieb: Es braucht Antrieb
Motivation: Hin-zu und Weg-von

Es gibt 2 Arten von Motivation. Die eine ist eine Weg-Von-Motivation. Langfristig ist diese destruktiv, sie bringt uns nicht weiter. Im Gegenteil – der beste Weg ins Jammertal. Sie ist allerdings sehr gut, um eigene Missstände, Gefühle und Unzufriedenheiten aufzuspüren. Und wenn die erkannt sind, zum Beispiel „ich möchte mich beruflich verändern“ gilt es die Hin-Zu-Motivation mental anzuwenden. Das bedeutet, ich konzentriere mich auf das, was ich erreichen möchte. Ich schaue dorthin, wo ich hinwill.

Von der Überzeugung zur Realität.

Ich erarbeite mir eine Überzeugung. Denn aus der Überzeugung entstehen Gedanken, aus Gedanken entstehen Gefühle, woraus wiederum Realitäten bzw. Situationen entstehen. Ein Beispiel:

Wenn du überzeugt bist, dass du eine berufliche Veränderung bewirken kannst, dann entstehen kreative Gedanken (was kann ich, was will ich, wo will ich hin…). Das macht gute Gefühle, motiviert und beflügelt. Haben wir jetzt ein Gespräch, z. B. bei einem Coach, wird der Termin mit der motivierten Stimmung in jedem Fall konstruktiver.



Kohle. Kohle. Kohle.
Wer zahlt die Weiterbildung?

Hier lohnt es sich, die verschiedenen Fördermöglichkeiten anzusehen. Offen gesagt ist das ein kleiner Dschungel, der sich permanent ändert und in jedem Bundesland unterschiedlich ist. Einige Fördermöglichkeiten ruhen auch eine Zeit, dann sind sie wieder aktiv (weil wieder Geld reingekommen ist – z. B. von der EU oder vom Bund).

2 Dinge sind sehr wichtig.

  1. Suchen. Hartnäckig bleiben bei der Suche und beim Fragen. Wenn etwas gefunden ist, nicht gleich abwimmeln lassen, ggf. andere Ansprechpartner (eine Ebene höher) aufsuchen.
  2. Anträge für Fördergelder müssen immer VOR Antritt der Weiterbildung beantragt werden. Das erfordert manchmal Kreativität, denn bis die Anträge durch sind, braucht es Geduld. In der Zeit kann der Weiterbildungsplatz weg sein. Also, unbedingt mit dem Anbieter nach kreativen Lösungen suchen.



Ein kleiner Ausblick der Förderungen

Aufstiegs-BAföG für Arbeitnehmer:innen. Bundesweit gültig. Das war früher das »Meister-Bafög«. Es greift für Fortbildungen, die der höheren Bildung zugeschrieben werden, z. B. Meisterschulen, Fachwirt:in, Dentalhygieniker: innen etc. Online gibt es einen Förderrechner. Hier kann vorab geprüft werden, mit wieviel Geld zu rechnen ist. Das Geld muss nicht komplett zurückgezahlt werden.

N-Bank
Arbeitgeber-Förderung

Im Bundesland Niedersachsen werden Arbeitgeber:innen, die ihre Mitarbeiter:innen mit Weiterbildungen unterstützen, gefördert. Das heißt, wenn Arbeitgeber:innen die Weiterbildung zahlen, bekommen diese einen Teil der Kosten erstattet. Gefördert werden Lehrgangsgebühren und Personalausgaben für Freistellungen. Es gibt einen nicht rückzahlbaren Zuschuss. Der Antrag muss VOR dem Start der Weiterbildung erfolgen, mind. 4 Wochen vorher.

Begabtenförderung:
Bundesweit gültig. Über drei Jahre stehen 8.100 Euro zur Verfügung. Wer kann diese Förderung bekommen? Alle, die jünger als 25 Jahre sind, eine abgeschlossene Berufsausbildung nach Berufsbildungsgesetz haben (zum Beispiel ZFA, MFA, TFA und so weiter) und mit 1,9 oder besser im Durchschnitt abgeschlossen haben. Und selbst wer die 1,9 knapp nicht erreicht hat, hat noch Chancen, gefördert zu werden. Für die Förderung sind die jeweils zuständigen Kammern eure Ansprechpartner:innen. Direkte Informationen gibt’s direkt bei der SBB, die Stiftung Begabtenförderung gGmbh, info@sbb-stipendien.de, 0228 62 93 10.

Unternehmenswert Mensch:
Bundesweit gültig:

Das Programm unterstützt kleine und mittlere Unternehmen dabei, eine zukunftsfähige und mitarbeiterorientierte Personalpolitik zu entwickeln. Hierzu werden Beratungen in vier Handlungsfeldern gefördert: Personalführung, Chancengleichheit & Diversity, Gesundheit sowie Wissen & Kompetenz. In diesen Bereichen erarbeiten professionelle Berater:innen gemeinsam mit der Unternehmensführung und Beschäftigten Konzepte und Maßnahmen für die Personalpolitik. Je nach Unternehmensgröße können 50 bis 80 Prozent der Beratungskosten übernommen werden. Informationen gibt es im Netz bei www.unternehmens-wert-mensch.de



Arbeitsagentur, Deutsche Rentenversicherung, Berufsgenossenschaften
Auch diese drei bieten je nach Bedarf Unterstützung. Die Agentur für Arbeit vergibt Bildungsgutscheine und mit diesen werden bis zu 100 % der Kosten gefördert. Achtung: Nicht jeder Anbieter kann diese abrechnen, denn die Anbieter müssen sich bei der Agentur für Arbeit zertifizieren lassen. Persönliche Anmerkung/Profi-Tipp: Hier gilt es hartnäckig zu bleiben. Die Agenturen haben in der Regel 2 Wege, um zu fördern. Der Erste ist über die Bildungsgutscheine. Darüber hinaus gibt Nebenwege, Ausnahmen bei denen Weiterbildende auf andere Art gefördert werden können. Diese Kriterien sind leider nicht sehr transparent, daher der Tipp, „dranbleiben“.

Umweg Berufskrankheit
Auch eine Beratung bei der Berufsgenossenschaft kann Lichtblicke bringen, nicht jede:r ist sich im Klaren darüber, möglicherweise eine Berufskrankheit zu haben und damit vielleicht eine Chance auf Leistungen der Berufsgenossenschaft. Auf der Internetseite der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin kann eine Liste der aktuellen Berufskrankheiten herunterladen werden: www.baua.de

Den Staat nicht vergessen. Die Steurerklärung

Fort- und Weiterbildungskosten können möglicherweise in der Steuerklärung unter Werbungskosten geltend gemacht werden. Abzugsfähig sind alle Kosten, die im Rahmen der besuchten Veranstaltung anfallen, z. B: Arbeitsmittel, Computer, Gebühren, Fahrtkosten, Übernachtung, Verpflegung. Es lohnt sich, hier einen Steuerberater zu Rate zu ziehen.


Arbeitgeberförderung:
Qualifizierungschancengesetz

Hier beteiligt sich der Staat an den Lohnkosten und an den Kosten der Weiterbildung. Die Höhe der Zuschüsse richtet sich nach der Unternehmensgröße. Info: Arbeitgeberservice der Bundesagentur für Arbeit

Bildungsurlaub

Gilt für 14 Bundesländer (Ausnahme Sachsen, Bayern). Pro Jahr stehen jedem Arbeitnehmer 5 Tage Bildungsurlaub zu. Oft kann der Anspruch ein Jahr mitgenommen werden. Infos: www.Bildungsurlaub.de



Stiftung Warentest

Die Stiftung Warentest hat ebenfalls eine gute Aufstellung der Fördermöglichkeiten zusammengestellt. Transparent unterteilt in:
•    Geld vom Bund
•    Geld vom Land
•    Hilfe vom Chef

Digitalisierung

Auch hier gibt es einen bunten, unübersichtlichen Strauß an Förderungen. Hier kurz genannt:

  • „Digital jetzt“ ist eine Investitionsförderung. Info: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
  • Go-digital: Gefördert werden auch Weiterbildungen (läuft vermutlich zum 31.12.2021 aus)
  • ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit. Gefördert werden unter anderem Beratungen und Weiterbildungen. Info kfw

3 Tipps

  1. Immer erst die Förderrichtlinien lesen
  2. Förderantrag auf Förderrichtlinie abstimmen
  3. Ausgangssituation, Ziele und Maßnahmen in ein stimmiges Verhältnis bringen

Erwähnt werden soll auch, dass es etliche Firmen gibt, die einem die Antragstellung abnehmen.


(Anmerkung: Dieser Blogartikel erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftlich fundierte Aussagen. Er ist vielmehr Zusammenfassung persönlicher und beruflicher Erfahrung kombiniert mit allem, was ich gelernt, gelesen oder studiert habe, ohne hier Quellen zu nennen oder expliziten Bezug zu nehmen. Dieser Blogartikel ist nicht abschließend und sicher nicht immer auf dem aktuellen Stand, da sich Förderungen laufend anpassen. Artikelstand: Oktober 2021)